Leo und das Kartoffelmonster

Im Kindergarten ist Monsterwoche. Da werden Monstergeschichten vorgelesen, Monster gemalt und gebastelt.

Und mittags gibt es Monsterkartoffeln. Die dürfen die Kinder sogar mit den Fingern essen.

Die Erzieherin sagt, dass es echte Monster gar nicht gibt. Die hat sich jemand ausgedacht.

Jedes Kind stellt sich ein Monster anders vor.

Leo überlegt, „wie könnte mein Monster aussehen?“

Er geht in die Malecke und denkt nach.

Soll mein Monster braunes Fell haben und tiefe schwarze Augen?  Nein, schon der Gedanke daran macht ihm Angst.

Leo holt viele bunte Stifte und malt ein lustiges Monster mit runden roten Tomatenaugen, einer grünen Gurkennase, einem kugelrunden blauen Bauch und gelben kurzen Beinen.

An seinen Füßen hat es keine Pantoffeln. Nein, seine Füße sind Monsterkartoffeln.

Leos Freund Ben malt auch ein Monster. Das gefällt Leo gar nicht. Es hat Zähne wie ein Vampir.

Nachmittags geht Leo zu Ben. Die beiden wollen im Garten spielen. Aber es regnet. Deshalb bauen sie mit Legos eine Monsterburg.

„Bei uns im Haus gibt es ein echtes Monster“, sagt Ben.

Leo fällt der Legostein aus der Hand, den er gerade auf den Turm setzen will.

„In echt?“ fragt Leo nach. „Hannah im Kindergarten hat doch gesagt es gibt keine richtigen Monster.“

„Frag meine Mutter. Bei uns ist ein Monster im Vorratskeller. Das knabbert alles an. Besonders gerne die Kartoffeln.“

Leo muss sofort an sein Monster mit den Kartoffelfüßen denken. Das Bild will er am nächsten Tag in den Papierkorb werfen.

„Hast du das Monster schon mal gesehen“, will Leo wissen. „Nein, es kommt immer nachts raus. Manchmal glaube ich, es raschelt unter meinem Bett.“

„Und was machst du dann?“

„Dann lauf ich rüber zu Mama und Papa und kuschel mit ihnen. Und wenn Papa mit der Taschenlampe unter mein Bett leuchtet, hat sich das Monster schon verkrümelt.“

Leo weiß nicht so recht, ob er Ben glauben soll.

Er hat ihm auch schon mal erzählt, dass ein Löwe in seiner Garage wohnt.

Bens Mama hat aber gesagt, dass sich Ben öfter mal Quatschgeschichten ausdenkt.

Beim Abendessen erzählt Leo von den Monstern. „Ben hat gesagt bei ihnen im Keller wohnt ein Monster. Das frisst Kartoffeln“

„Das ist wohl eher eine Maus, die die Vorräte anknabbert. Echte Monster gibt es nicht,“ sagt Papa.

Abends im Bett spukt ihm immer noch Bens Geschichte durch den Kopf.

Mama soll Leo die Geschichte vom faulen Monster vorlesen. Das liegt nur im Garten unter einem Busch und frisst Blätter. Sonst macht es gar nichts.

Mama muss ihm noch ein paar Mal versichern, dass es keine echten Monster gibt.

Nachts wird Leo mit lautem Gebrüll wach. „Das Monster! Das Monster! Es frisst unsere Kartoffeln.“

Mama ist schnell bei ihm. Sie nimmt ihn in den Arm und macht das Licht an. Dann sucht sie das Zimmer ab. Sie holt sogar eine Leiter und guckt auf dem Schrank nach.

„Hier sehe ich kein Monster. Aber ich hab‘ einen Vorschlag.

Wir legen zwei Kartoffeln nach draußen auf den Balkon.

Wenn das Monster so gerne Kartoffeln frisst, fliegt es nach draußen und macht sich über die Kartoffeln her.

Und dann sind wir es los.“

Damit ist Leo einverstanden.

Aber er will auf jeden Fall den Rest der Nacht in Mama und Papas Bett schlafen.

Am nächsten Morgen schauen Sie sofort nach, ob die Kartoffeln noch da sind. Sie liegen genau dort, wo Mama sie hingelegt hat.

Nicht mal Knabberspuren sind zu sehen.

„Du kannst ganz sicher sein. Es gibt keine echten Monster. Das sind alles nur Geschichten“,  beruhigt ihn Papa.

Und da fällt Leo eine Kartoffel vom Herzen.

Er weiß: Papa hat ihn noch nie angelogen.

 

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2022/25

 

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