Leo und die diebische Elster

Es ist Frühling und Oma und Opa haben viel Arbeit im Garten.

Leo ist auch sehr beschäftigt. Er hat seine kleine Schubkarre aus der Garage geholt und seine Schaufel. Er will sein Beet umgraben, denn bald wird es Zeit, seine Liebling-Gemüsesorten zu pflanzen: Möhren und Kohlrabi. Davon hat er im letzten Jahr viele geerntet.

„Willst du in diesem Jahr keine Kartoffeln haben“, fragt Oma ihn.

„Nee“, sagt Leo.  „Dieses Jahr pflanze ich Spaghetti. Die mag ich viel lieber.“

„Spaghettis kann man nicht pflanzen. Die macht man aus Weizen oder Dinkel oder anderen Getreidesorten. Dazu braucht man aber große Felder. Unser Garten ist zu klein, um Getreide anzubauen.“

„Schade“, meint Leo, dann Pflanze ich Reis.“

„Für Reis ist unser Boden hier nicht geeignet. Man braucht ganz viel Wasser dazu.“

„Wo muss ich denn hinfahren, wenn ich selber Reis machen will“, fragt Leo.

„Zum Beispiel nach China oder Indien“, erklärt Oma.

„Wenn ich groß bin, will ich auch nach Indien. Da waren Mama und Papa, als ich noch nicht auf der Welt war. Sie sagen immer, dass es die tollste Reise war, die sie je gemacht haben. Dann bringe ich einen Koffer voll Reis für euch.“

Im Garten ist heute richtig Betrieb. Die Elstern, die jedes Jahr hoch oben in der Hecke brüten, sind eifrig beim Nestbau. Leo mag die schwarzweißen Vögel und erkennt sie leicht an ihren langen Schwanzfedern. Heute kommt er kaum dazu, seinen Garten umzugraben. So sehr haben es ihm die fleißigen Elstern angetan.

Das Männchen sammelt die Zweige, und das Weibchen baut daraus ein Nest.

„Die beiden sind ein recht gutes Team“, sagt Opa. „Hoffentlich gibt es viele Vogelbabys,“ meint Leo.

„Mein Vater mochte Elstern überhaupt nicht“, sagt Oma. „Diese diebischen Vögel sollen aus meinem Garten bleiben“, hat er immer gesagt.

„Wieso sind Elstern Diebe?“ will Leo wissen.

„Manche Leute behaupten, Elstern klauen Gold und Silber“, erklärt Oma. „Mein Vater hat einmal seinen Ring auf unserem Terrassentisch liegen lassen. Als er ihn nach der Gartenarbeit wiederholen wollte, war er weg. Er war sicher, dass eine diebische Elster ihn gestohlen hatte.

„Glaubst du das auch Oma?“

„Kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Oma. „Aber immer, wenn mein Vater etwas nicht finden konnte, haben wir Kinder gesagt: das war sicher wieder die diebische Elster.“

 

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2022/24

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