Das dritte Adventswochenende
Heute fahren wir in die Eifel und schlagen unseren Weihnachtsbaum, steht am dritten Adventswochenende auf Leos Überraschungszettel.
„Hurra, fahren wir wieder zu Bauer Schneider – der mit den 4 Fingern?“ fragt Leo.
„Der hat die schönsten Bäume weit und breit“, findet Oma.
„Ja der Arme hat sich vor einigen Jahren einen Finger abgesägt. Dass du dich aber daran noch erinnerst“, wundert Opa sich.
„Können wir auch wieder den Schlitten mitnehmen?“
„Von mir aus, aber in diesem Jahr hat es in der Eifel wenig Schnee gegeben. Ich weiß nicht, ob das zum Rodeln reicht.“
Leo und seine Großeltern sind anscheinend nicht die einzigen, die ihren Weihnachtsbaum in der Eifel kaufen wollen. Ständig kommt es zu kleineren Staus. Und dann setzt auch noch Schneetreiben ein. „Dann können wir ja doch noch rodeln“, jubelt Leo.
Vorsichtig lenkt Opa das Auto auf den Hof von Bauer Schneider. Alles ist festlich geschmückt und mit vielen Lichterketten erleuchtet. Für die Erwachsenen gibt es Glühwein. Für die Kinder Apfelpunsch und Plätzchen.
„Ich bin heute auch ein Kind“, sagt Opa und bestellt sich einen Apfelpunsch. „Ich will euch doch sicher wieder nach Hause bringen.“
Leo schaut genau auf Bauer Schneiders Hand. „Ob der Finger wohl nachgewachsen ist? Nein er ist immer noch ab“, Leo mag gar nicht länger hinschauen.
Das heiße Getränk hat gut getan. „Herzlichen Dank dafür“, sagt Opa. „Jetzt aber ran an die Arbeit.“
Bauer Schneider gibt ihnen Axt und Säge mit, und Leo darf den Baum aussuchen.
Der eine ist ihm zu klein, der andere zu dick – doch dann entdeckt er den perfekten Baum.
„Ja, der ist wirklich schön gewachsen und passt genau in unsere Nische im Wohnzimmer“, findet Oma.
„Darf ich ihn absägen?“ fragt Leo?
Doch dann fällt ihm wieder der appe Finger von Bauer Schneider ein, und er meint: „Nächstes Jahr, wenn ich noch grösser bin.“
Als sie den Baum auf dem Auto verstaut haben, fragen Sie den Bauern nach einer guten Rodelwiese.
„Gleich 200 Meter hinter unserem Hof ist ein steiler Abhang. Den habe ich schon als Kind geliebt. Da hatten wir oft monatelang tiefen Schnee in der Eifel“, sagt Herr Schneider.
Leo kann gar nicht genug kriegen von den Schlittenabfahrten. Der Schnee ist ganz frisch und pulvrig. Das Hinaufstapfen ist zwar etwas mühsam – doch dann geht wieder hui die Post ab… Immer wieder.
„Das war ein toller Tag“, sagt Leo am Abend, als alle um den Adventskranz sitzen und die dritte Kerze anzünden.
Plötzlich macht es Zisch. Ein dicker Funken landet auf einem Zweig und setzt ihn sofort in Brand. Opa nimmt die alte Wolldecke vom Sofa und schmeißt sie auf den brennenden Adventskranz.
„Das ist nochmal gut gegangen“, meint Oma, „aber mir zittern die Knie.“
„Gut dass wir so schnell löschen konnten“, sagt Opa. Und dann flüstert er Leo zu: „Jetzt weiß ich, was ich Oma zu Weihnachten schenke: eine neue Wolldecke und einen Feuerlöscher.“
IO, Januar 22
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2022/25