Leo und sein unsichtbarer Freund

In Leos Haus wohnt noch eine andere Familie. Die ist sehr nett. Mit der Tochter Charlotte spielt Leo oft.

Es ist einfach, sich zu treffen. Nur klingeln und nachfragen ob Charlie – so nennen sie alle  – Zeit hat.

Charlies Lieblingstier ist der Elefant. Sie hat viele Bücher über Elefanten. Am liebsten trägt sie ihren Elefantenpullover. Aber ganz besonders wichtig ist ihr Elefantenkuscheltier Bimbo.

Den hat sie zur Geburt geschenkt bekommen. Ohne ihn will sie nirgendwo hingehen.

Bimbo sieht schon ganz schön zerzaust aus und auch ein wenig schmuddelig. Aber in die Waschmaschine darf er auf keinen Fall.

„Das mag der Bimbo nicht“, sagt Charlotte immer.

Einmal hat Charlie ihren Bimbo in der Flughafengarage verloren. Das hat sie erst bemerkt, als sie schon fast zu Hause waren.

Sie hat so geweint, dass ihr Papa mit ihr zurück zum Flughafen gefahren ist. Und tatsächlich lag Bimbo noch in der Tiefgarage. Genau an der Stelle, wo Charlie ins Auto eingestiegen war. Solch ein Glück.

Bei jeder Gelegenheit sagt Charlie, „Das mag der Bimbo nicht“. Zum Beispiel, wenn sie abends ins Bett soll oder wenn es Salat gibt.

Das nervt Leo manchmal. Aber eigentlich ist Bimbo eine gute Erfindung.

Als Leo am nächsten Tag am Frühstückstisch sitzt und sein Brot nicht anrührt, sagt er,

„Das mag der Binich nicht“.

Mama schaut ihn fragend an. Was hast du gesagt?

„Das mag der Binich nicht, das Brot“.

„Kannst du mir mal sagen, wer der Binich ist?“

„Das ist mein Kuscheltier. So wie Charlies Bimbo.“

„Aber ich sehe gar kein Kuscheltier.“

„Kannst du auch nicht. Ist ja nur ausgedacht.“

„Okay“, sagt Mama und fragt nicht weiter nach.

Beim Mittagessen will Leo unbedingt mithelfen. Es gibt Nudeln. Mit Papas  Spezialsauce. Leo deckt den Tisch mit vier Tellern, vier Gläsern, vier Löffeln.

„Will Charlie heute mit uns essen?“, fragt Mama.

Das kommt öfter vor. Charlie mag besonders gern Papas Tomatensauce.

„Nein, aber Binich will auch Nudeln. Für den ist der andere Teller.“

Papa und Mama schauen sich ganz verwundert an. Sie verstehen nicht so richtig, was Leo meint.

Später will Mama mit Leo zum Spielplatz. Leo soll sich eine Mütze aufsetzen.

„Das mag der Binich nicht“, ruft Leo aus seinem Zimmer.

„Was der Binich nicht mag, interessiert mich jetzt nicht. Wenn du nach draußen willst, brauchst du eine Mütze. Es ist kalt. Ansonsten bleiben wir zuhause.“

Leo ist sauer. Er will auf keinen Fall eine Mütze aufsetzen.

„Dann bleibe ich eben hier und spiele mit Binich Fußball.“

Leo knallt seine Zimmertür zu.

„Binich, du bist der Torwart.

Und die Tür ist das Tor.“

Und dann kickt Leo mit voller Wucht gegen die Tür.

 

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2022/24

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