Leo hat bald Geburtstag. Seine Mama fragt ihn, was er sich denn wünscht.
„Einen Hund.“
„Du weißt doch, dass Hunde bei uns im Haus nicht erlaubt sind,“ sagt Mama.
„Dann eben eine Maus oder einen Hamster oder eine Katze. Wie Oma und Opa“, meint Leo trotzig.
„Die Katze bei Opa und Oma ist doch auch deine Katze“, tröstet ihn Papa. „Die siehst du doch ganz oft.“
„Aber sie soll immer bei uns sein. Ich frage Opa, ob ich sie mitnehmen darf.“
Beim nächsten Großeltern-Besuch rückt Leo mit seinem Wunsch raus.
Oma und Opa schauen sich an. Sie sind sich auch ohne Worte einig, dass das nicht geht.
„Leo, du weißt, dass wird dir gerne etwas schenken.
Aber Kimba hält es in einer Wohnung nicht aus. Sie ist es gewohnt, drinnen und draußen zu sein“, sagt Opa.
„Als Kimba noch ganz klein war, hat deine Tante Julia sie aus dem Tierheim geholt. Julia hatte nur eine kleine Wohnung in Köln. Schnell merkte sie, dass es Kimba dort viel zu eng war. Vielleicht auch zu langweilig. Sie zerstörte alles, was ihr zwischen die Krallen kam. Eines Tages versuchte Kimba sogar, die Wände hochzuklettern. Als Julia in Urlaub fuhr, brachte sie Kimba zu uns.“
Warum hat Julia sie nicht mitgenommen?“, will Leo wissen.
„Katzen mögen es nicht gern, von einem Ort zum anderen zu ziehen“, sagt Oma. „Ja, und deshalb blieb Kimba auch für immer bei uns.
Wir hatten damals noch unseren Kater Tobby. Und der war erst gar nicht begeistert, als Kimba kam. Wir hatten Angst, Tobby könnte Kimba die Augen auskratzen. Vor Eifersucht. Aber Opa hatte einen Supertrick.“
„Ja, ich habe die beiden Katzen aus demselben Napf fressen lassen. Am Anfang musste ich aufpassen, dass Tobby nicht alles allein auffraß. Aber die Zwei haben sich ganz schnell aneinander gewöhnt. Und später teilten sie nicht nur ihr Fressen, sondern auch ihr Körbchen“, sagt Opa.
„War Kimba sauer, als Julia im Urlaub war?“, fragt Leo.
„Katzen sind sehr selbstständige Tiere. Wenn sie gut versorgt werden, fühlen sie sich schnell überall wohl. Und das Beste für Kimba war, dass sie bei uns auch nach draußen durfte.“
„Hat sie sich nie verlaufen?“, will Leo wissen.
„Zuerst haben wir Kimba nur an einer langen Leine in den Garten gelassen.
Das gefiel ihr überhaupt nicht. Sie hat sich oft in der Leine verheddert und so lange gezerrt, bis wir sie freigelassen haben.
Natürlich hatten wir Angst um sie. Würde sie von einem Auto überfahren? Würde sie zu weit weglaufen?
Aber Tobby war wie ein großer Bruder für sie. Er hat sie auf seine Touren mitgenommen.
Er kannte ja schon all die Gefahren draußen. Und er hat sie zu einer richtigen Freigängerin gemacht.
Ja und nur wenn es kalt ist, kommt sie zu uns in den Heizungskeller. Dafür haben wir extra eine Katzenklappe eingebaut.“
„War Kimba traurig, als Tobby gestorben ist?“
„Sehr traurig. Sie ist drei Tage lang um ihren Fressnapf geschlichen. Gefressen hat sie nichts. Ja, sie hat Tobby richtig vermisst.“
„Jetzt hat Kimba ja einen neuen Freund“, meint Leo. „Aber „Wurst“ ist ein blöder Katzenname“.
„Eigentlich heißt der Kater der Nachbarn ja Kasimir. Weil er aber so gerne Wurst klaut, hat er den Spitznamen „Wurst“.“
„Es sieht auch ein wenig wurstig aus“, findet Opa. „Also pass auf, wenn du hier eine Wurst isst.“
Und dann müssen die Drei ganz herzlich lachen.
Zurück zu den Leo-Geschichten
2022/24