Leo packt an

Am nächsten Tag will Leo nicht an den Strand. Er will nicht nochmal ein Tier sehen, das sich quält. Am liebsten würde er schon vor dem Frühstück im Dünenweg 20 vorbeigehen.

Opa meint, man solle den Tierarzt nicht bei der Arbeit stören.

Um Leo abzulenken, machen sie eine Radtour ins nächste Dorf. Da ist ein großer Abenteuerspielplatz. Und Leo darf auch mit.

Aber so richtig Spaß kommt nicht auf. Immer wieder müssen sie an ihren Vogel denken.

„Ob er wohl noch lebt? Ob er Schmerzen hat?“ Viele Fragen beschäftigen den Jungen.

Endlich ist die Zeit da, zum Tierarzt zu gehen. Sie sind nicht die ersten. Vor ihnen hat sich schon eine Gruppe von etwa 10 Leuten im Garten eingefunden.

Pünktlich um 18:00 Uhr kommt der Tierarzt heraus. Er strahlt. Das scheint ein gutes Zeichen zu sein.

„Ich glaube, ihr habt den Vogel gerettet. Weil ihr schnell Hilfe geholt habt. Ich habe das Tier gestern gleich geröntgt und gesehen, dass sein Magen voll mit Plastikmüll war. Deshalb musste ich ihnen sofort operieren. Und all die scharfkantigen Plastikreste entfernen. Es geht ihm schon viel besser, aber er muss sich noch ein wenig erholen, bis er wieder freigelassen werden kann.“

Man kann hören, wie bei Leo und Leo die Steine von ihrem Herzen purzeln. Ihr Vogel – sie haben ihn Stürmie genannt – musste nicht sterben. Sie strahlen um die Wette.

Bei der Wattwanderung am folgenden Tag erzählt Leo dem Wattführer von seinem kranken Eissturmvogel.

„Das mit dem Plastikmüll ist ein echtes Problem“, sagt Jan, der Wattführer. „Viele Tiere sterben daran. Jedes Jahr werden 20.000 Tonnen Müll in die Nordsee geworfen“.

Darunter kann sich Leo nichts vorstellen. Er ahnt aber, dass das viel zu viel ist.

„Wenn man diesen Müll sammeln würde, könnte man einen Berg aufschütten, der höher ist als der höchste Berg der Welt“, erklärt Jan.

Zum Glück finden sie bei der Wattwanderung keine weiteren toten Tiere – nur Wattwürmer. Die fressen Sand und produzieren viele Spaghettihaufen. Und Herzmuscheln, Krabben und Wattschnecken gibt es in rauen Mengen.

Vor dem Schlafengehen liest Opa noch ein Buch vor. Aber Leo ist gar nicht bei der Sache. Er denkt an Stürmie. „Ob er wohl schon wieder fressen kann? Hoffentlich frisst er nie wieder Plastik“, sagt Leo.

Und dann überlegt er sich:

„Opa, wenn wir all den Plastikmüll am Strand einsammeln, kann Stürmie sich nicht mehr so leicht verletzen.“

„Das ist eine super Idee, Leo. Leo will sicher auch mithelfen. Und wenn ganz, ganz viele Menschen mit uns sammeln, können wir viele Tiere retten. Morgen früh fangen wir an“, schlägt Opa vor.

Leo macht sich noch viele Gedanken, bevor er endlich einschlafen kann.

 

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2022/24

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