Leo ist verknallt

 

So oft Leo kann, ist er auf dem Spielplatz. Früher ist er immer mit Mama oder Papa dorthin gegangen.  Aber jetzt darf er mit seinem Freund Paul alleine gehen. Der Weg ist kurz und sie müssen keine Straße überqueren.

Heute haben Paul und Leo ihre Tischtennissschläger mitgenommen. Tatsächlich, sie haben Glück:  eine der Platten ist frei. Sie stürmen direkt darauf zu.

Auf dem Weg zur Tischtennisplatte entdeckt Leo ein kleines Mädchen auf der Schaukel.  Er hat es schon öfter dort gesehen.

Es hat Leo und die Tischtennisplatte fest im Blick. Leo kann sich gar nicht konzentrieren. Mit einem Auge ist er immer bei dem Mädchen auf der Schaukel.

„Pass doch endlich auf“, ruft Paul.  „Das macht ja heute keinen Spaß mit dir, wenn du jeden Ball versemmelst.“

„Dann lass uns doch zu den Schaukeln gehen“, schlägt Luca vor. „OK, wenn du danach besser spielst“, antwortet Paul.

Luka sucht sich die Schaukel neben dem Mädchen aus. Er weiß sogar, dass das Mädchen Dilek heißt. Leider versteht er die Sprache nicht, die Dilek mit ihrer Mutter spricht.

Dilek ist ein bisschen kleiner als Leo. Sie hat so schöne dunkle Haare wie seine Mama und ganz viele Locken. „Sie spielt immer allein. Warum wohl?“, denkt Leo und lächelt sie an.

„Bist du etwa in die verknallt?“, will Paul wissen. Leo gibt keine Antwort. „Willst du die heiraten?“ bohrt Paul weiter. „So ’ne blöde Frage“, meint Leo verlegen.

Dileks Mama spricht gerade mit einer anderen Frau, da nähert sich eine Gruppe Jugendlicher. „Von den Schaukeln runter da, ihr Futzies, jetzt sind wir dran“, schreien sie.

Schon ist der Größte der Truppe bei Dilek und hält ihre Schaukel fest. „Dalli Dalli. Weg mit dir!“

Dilek hält sich mit allen Kräften an den Seilen der Schaukel fest. „Hast du nicht kapiert? Runter da!“ Dilek schüttelt ihren Kopf. Sie denkt nicht daran, sich so einfach vertreiben zu lassen.

„Kapierst du nicht was ich gesagt habe?“, will der große Junge wissen. Das Mädchen hält sich weiter mit allen Kräften an der Schaukel fest.

Dann sagt Dilek ein Satz in ihrer Muttersprache. „Ich verstehe dich nicht. Wo kommst du denn her“, sagt einer der Jungen.

Leo schäumt vor Wut. „Hör auf! Du bist gemein“, ruft er dem Jungen zu.

Zum Glück steht plötzlich seine Mama bei den Schaukeln. Sie hat gehört wie die Großen die Kleineren vertreiben wollen.

„Macht, dass ihr verschwindet. Dies ist ein Kinderspielplatz. Und traut euch bloß nicht, das Mädchen noch einmal so mies anzusprechen“, sagt Mama ärgerlich. Die Jugendlichen grinsen nur, hauen dann aber doch ab.

„Die sind wir hoffentlich los“, meint Mama. Paul und Leo sind froh, dass sie nicht allein mit den grossen Jungs fertig werden mussten.

Am Abend liegt Leo mit seinem Kuscheltier  im Bett.

Er flüstert ihm ins Ohr, wie gemein die Jungen zu Dilek waren. „Wenn ich größer bin, mache ich den schwarzen Judogürtel. Dann werden die sich wundern.“

 

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2025

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