Leo der Sternengucker

Leo liebt den Sternenhimmel. Er freut sich, wenn Mama ihm den leuchtenden Nordstern zeigt.

Abends soll ihm Mama immer das Lied „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ auf dem Klavier vorspielen. Er singt dann begeistert mit.

Und bevor er ins Bett geht, schaut er manchmal noch nach dem Mond und den Sternen.

Doch heute regnet es. Kein Stern am Himmel.

Am nächsten Tag geht Mama mit Leo zum Spielplatz. Da ist wie immer richtig was los.

Leo mag gar nicht gehen. Aber Mama will unbedingt noch zum Rhein laufen.

Leo trottet schlecht gelaunt hinter ihr her.

Dann wirft er sich auf den Rasen. Fast wäre er in den Büschen gelandet.

„Ich kann nicht mehr laufen“, ruft er Mama nach.

„Du willst nicht mehr laufen“, ist Mamas Antwort.

Beim Aufstehen dreht Leo sich um.

Da fällt sein Blick auf eine durchsichtige Flasche. Sie hat sich zwischen den Büschen versteckt.

Leo zieht sie vorsichtig heraus. Die Flasche ist verschlossen.

Aber anscheinend steckt ein Zettel drin.

Schnell hat Leo Mama mit seiner Flasche eingeholt.

„Das ist ja eine echte Flaschenpost“, sagt Mama. Die hat sicher das letzte Hochwasser angespült.“

„Kannst du mir vorlesen, was in dem Brief steht?“, fragt Leo.

Mama schaut sich den Brief erst an. Dann schmunzelt sie und liest ihn vor.

Ich bin ein Sternenbrief. Male viele Sterne auf meine Rückseite. Und eine Sternschnuppe.

Wenn du nicht schlafen kannst, zähle die Sterne. Und wenn du eine Sternschnuppe siehst, wünsch dir was.

Aber sprich mit niemandem darüber.

Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.

„Das ist aber ein seltsamer Brief“, meint Leo.

Als sie später heimkehren, holt Leo sofort seine Buntstifte.

Er malt die Briefrückseite voll mit Sternen.

Seine Sterne werden gelb, orange und rot. Die meisten sind aber gelb.

„Ein wunderschöner Sternenhimmel“, lobt. Mama. Weißt du wieviel Sternlein auf deinem Brief stehen?

„Hundert oder mehr. Hab ich nicht gezählt, ich will ja noch nicht schlafen.

Hast du schon mal eine Sternschnuppe gesehen?“, fragt Leo dann.

„Ja, aber nur eine. Da war ich im Sommer vor vielen Jahren mit Papa an der Nordsee. Im Dunkeln haben wir am Strand gesessen und uns den Sternenhimmel angesehen. Stundenlang. Und plötzlich tauchte eine leuchtende Spur auf, die ganz schnell im Meer versank. Wir waren sicher, dass es eine Sternschnuppe war.“

„Was hast du dir denn gewünscht, Mama?“

 „Viele Leute meinen, man darf nicht darüber sprechen, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung. Aber mein Wunsch ist schon wahr geworden. Deshalb kann ich ihn dir verraten.“

„Was war es denn?“, drängt Leo ungeduldig.

„Ich hab mir gewünscht, dass Papa und ich bald ein Kind bekommen würden.

Und zwei Jahre später bist du geboren worden.“

Leo denkt angestrengt nach. „Wenn ich eine Sternschnuppe sehe, dann wünsche ich mir….“

„Stopp. Stopp. Nicht verraten. Sonst wird dein Wunsch vielleicht nicht erfüllt.“

 

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2022/24

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